Leim ist nicht gleich Leim

15.11.2023

Nachhaltigkeit ist in der Buchherstellung ein immer größer werdender Faktor. Während Recyclingmaterialien oder der Verzicht auf Verpackungsmaterialien mittlerweile bei fast allen großen Verlagen auf der Tagesordnung stehen, ist ein weiterer großer, oftmals vergessener, Faktor der Leim, welcher in der Buchherstellung eingesetzt wird.

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Kleine Leimkunde

Grundsätzlich gibt es für die Herstellung von Softcovern und für die Buchblockherstellung bei Hardcovern drei Leimarten, welche zum Einsatz kommen:

20231115_leim_2.jpgHotmelt

Die sogenannten Hotmelt-Klebstoffe (auch als Heißleim, Schmelzklebstoff oder EVA-Klebstoff bezeichnet) sind die simpelste Art der Klebstoffe. Sie liegen im Rohzustand als Granulat vor, werden durch Erhitzen verflüssigt, so auf das Buch aufgetragen und härten durch Abkühlen wieder aus. Sie sind von der Verarbeitung her die einfachsten und günstigsten Klebstoffe. Dies spiegelt sich jedoch in der Haltbarkeit und im Aufschlageverhalten der Bücher wider, da diese Eigenschaften bei Hotmelt-Klebstoffen weniger gut sind.

PUR

Hierbei handelt es sich um einen Klebstoff auf Basis von Polyurethan, also Kunststoffen. Auch dieser Klebstoff wird durch Erhitzen verflüssigt und härtet primär durch das Abkühlen aus. Es erfolgt jedoch über mehrere Stunden noch ein weiterer Aushärtevorgang, durch eine chemische Reaktion des Klebstoffs mit der Luftfeuchtigkeit in der Umgebung. Hierdurch entsteht eine extrem hohe Haltbarkeit, auch für kritische Papiere. Großer Nachteil ist jedoch ein nicht besonders gutes Aufschlageverhalten sowie das Ausdünsten von Isocyanaten in der Produktion, welche im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

20231115_leim_3.jpgDispersion

Bei den Dispersions- oder auch Kaltleim-Klebstoffen handelt es sich um die Königsdisziplin der Buchbindung. Diese werden, wie der Name schon suggeriert, im flüssigen, kalten Zustand aufgetragen. Die Konsistenz entspricht hierbei etwa einer Wandfarbe. Anschließend fahren die gebundenen Bücher durch eine Hochfrequenz-Trocknung. Ähnlich einer Mikrowelle werden die Wasseratome im Klebstoff in Schwingung versetzt und verdampfen. Hierdurch bleiben nur noch die Haftkomponenten zurück und sorgen für die Bindung. Dieser Prozess ist deutlich komplizierter als Hotmelt oder PUR, da keine Primärhaftung durch die Abkühlung des Klebstoffs erfolgt, sondern erst durch die Trocknung. Im Gegenzug erhält man jedoch ein Produkt mit hervorragendem Aufschlageverhalten und sehr guter Haltbarkeit.

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Gut für die Umwelt

C.H.Beck hat sich als Premium-Buchhersteller in den vergangenen Jahren auf die Verarbeitung von Dispersions-Klebstoff spezialisiert. Über 95% der bei uns hergestellten Bücher werden mit dieser Leimart produziert. Somit können wir sowohl bei anspruchsvollen Dünndruckpapieren eine hervorragende Haltbarkeit sowie bei hochvolumigen Werkdruckpapieren ein optimales Aufschlageverhalten gewährleisten.

Der Dispersions-Klebstoff hat jedoch viele weitere Vorteile: Rezepturgemäß enthält dieser weder Lösemittel noch andere flüchtige organische Verbindungen (jenseits möglicher Spuren). Gleichzeitig fallen die Dispersions-Klebstoffe nicht unter die Gefahrstoff-Verordnung. Auch ist die eingesetzte Klebstoffmenge erheblich geringer. Bei Dispersions-Klebstoffen wird nur eine Schichtdicke von 0,3mm aufgebracht, während z.B. bei Hotmelt bis zu 1,0mm aufgebracht werden muss. Dies sorgt für einen schonenden Ressourceneinsatz, da der Klebstoffanteil am Produkt gewichtsmäßig deutlich niedriger ist. Hieraus resultiert ein niedrigerer Carbon Footprint als bei Hotmelt- oder PUR-Klebstoffen.

Als große Besonderheit hat C.H.Beck in diesem Jahr in einen neuen Klebebinder investiert, der es uns als einem der wenigen Betriebe weltweit ermöglicht, diese Leimart auch bei Kleinauflagen aus dem Digitaldruck einzusetzen.

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